Begriffsdefinition:
Die Bezeichnung setzt sich aus dem englischen Begriff visual (visuell, optisch) und dem Kanji-Zeichen 系 kei (System, Herkunft, Abstammung, Clique) zusammen.
Visual Kei ist gekennzeichnet durch sehr auffälliges und ungewöhnliches Aussehen der Musiker. Die Musik kann keinem bestimmten Genre zugeordnet werden: Visual-Kei-Gruppen spielen u. a. Pop, Rock oder Metal, wobei sich viele Bands nicht nur auf eine Musikrichtung beschränken.
Im Westen bezeichnen sich VK-Fans, die den Kleidungsstil der Musiker nachahmen, oft als „Visuals“ oder „Visus“.
Aussehen:
Beim Visual Kei gibt es keine festen Regeln in Bezug auf Kleidung und Schminke. Die Musiker kombinieren verschiedenste modische Elemente wie z. B. Gothic und Punk, aber auch stilisierte Schuluniformen und Fantasiekostüme. Teilweise entstehen daraus neue und eigenständige Stile (z. B. „Elegant Gothic Lolita“ oder „Elegant Gothic Aristocrat“). Zudem wechseln die Bands ihre Stile und Outfits oft in kurzen Abständen.
Ursprung und Geschichte:
In Japan lässt die strenge Regelung der Ausbildung und des Arbeitslebens der Individualität vor allem in Bezug auf das Aussehen (Frisur, Make-Up, Kleidung) kaum Freiräume. Etwa seit Mitte der 1980er-Jahre begannen einige japanische Rockmusiker, sich außergewöhnlich zu kleiden und zu schminken, und zogen dadurch überwiegend junge Fans an, die in ihrer Freizeit ihren Idolen nacheifern.
Die Haupteinflüsse bezieht Visual Kei dabei aus dem New Romantic und dem Batcave der frühen 1980er-Jahre, deren Ursprünge im Wesentlichen im Glam-Rock liegen. Als frühe VK-Vorbilder dienten unter anderem westliche Rockmusiker wie David Bowie, Kiss und Twisted Sister, die sich wiederum vom japanischen Kabuki-Theater und der Takarazuka Revue hatten inspirieren lassen, sowie die modischen Aufmachungen von Visage, Siouxsie and The Banshees und Alien Sex Fiend.
Es ist umstritten, welche japanischen Musiker zuerst maskiert auftraten. Als Vorläufer des VK-Stils gilt allgemein die Band X (später X Japan), auch wenn sich die Band diesem Stil nie zugehörig erklärt hat.
Rasche Verbreitung fand VK während der 1990er-Jahre, als es VK-Bands wie Luna Sea und Malice Mizer gelang, den Stil in Japan als eigenen Modetrend zu etablieren.
Seit Ende der 1990er-Jahre entstehen VK-Gruppen u. a. auch in den USA, Frankreich und Deutschland. Keimzellen hierfür sind insbesondere Anime-Conventions und -Treffen. Die dort praktizierte Nachahmung von Vorbildern (Cosplay) wurde von VK-Fans übernommen.
Beliebte VK-Play-Vorbilder sind vor allem X Japan, Dir en grey, Malice Mizer, Moi dix Mois und D'espairsRay.
Richtungen (Auswahl):
Innerhalb des Visual Kei ist eine genaue Zuordnung schwierig, da ständig neue Stile hinzukommen und alte wieder verschwinden. Beispiele:
- Debiru Kei (devil kei) orientiert sich am Düsteren und Unheimlichen
- Eroguro Kei mischt Erotisches und Groteskes
- Poruno Kei (porno kei) hat explizit erotische Einflüsse
- beim Angura Kei werden traditionelle und moderne Elemente kombiniert
- Kawaii Kei ist auf oft geradezu übersteigert niedliches Aussehen ausgerichtet
- Oshare Kei ist bunt und vielfältig, eher niedlich
- beim Sutorii Kei (story kei) ist das Aussehen eher leger
- Dekora Kei zeichnet sich durch bunte Muster und Accessoires aus
- Goochikku Kei (gothic kei)

Jugendliche Visual-Kei-Fans beim Nachahmen des Stils der Gruppe Malice Mizer (Tokio, 1998) |